Reisebericht August 2018 - Dr. Mimi Blien
Lesen Sie den Reisebericht von Dr. Mimi Blien, die im August erneut mit Prof. Dr. Dr. Ralf Dammer zu Besuch auf Pemba war, um die Leute vor Ort zu behandeln.
Liebe Freunde und Förderer von Connecting Continents.
August 2018:
Gemeinsam mit Professor Dammer fliege ich über Quatar nach Sansibar.
Mehrere Stunden Aufenthalt an diesem großen Drehscheibenflugplatz lassen staunen: Es macht mir immer wieder Freude, die bunt gemischten Reisendenzu beobachten. Mittags am nächsten Tag sind wir glücklich in Sansibar und noch glücklicher, als wir um 17 Uhr auf der Insel Pemba landen.
Unser Empfangskomitee, bestehend aus der Schuldirektorin Mrs Maache, dem langjährigen Lehrer Kasim und Ali, unserem Medizinstudenten lässt uns eintauchen in die afrikanische Herzlichkeit. Für mich ein wenig wie Heimkommen zur Familie, so vertraut ist es schon hier. Wir fahren sofort zum Schulgelände und bringen das Material zur Dental Klinik. Die Praxisräumlichkeiten sind sehr gepflegt, alles funktioniert, das ist das Wichtigste.
Am nächsten Tag wollen wir loslegen, erstmal den neuen Dentisten, den Josef Gold bei seinem Besuch im Juni schon ausgesucht hatte, kennenlernen. Dann die neuen Geräte aufbauen, das Elektrotom und das Einschweißgerät. Hygieneeinweisung und alles neu für einen guten Workflow ordnen. Ab Mittag sehen wir uns die ersten Patienten an, meistens sehr kranke Menschen mit chronischen Problemen, die erfahren hatten, daß ein Kieferchirurg aus Deutschland kommt und zum Teil aus abgelegen Dörfern der Insel angereist sind.
Wir sind startklar, dann erstmal die Enttäuschung: am nächsten Tag ist Feiertag, das muslimische Opferfest, so wichtig, wie bei uns Weihnachten. Da arbeitet niemand, auch die Folgetage eigentlich nicht. So haben wir einen Tag „Zwangspause“, die uns dann doch ganz gut tut. Zum Frühstück werden wir im Hotel an die große Tafel eingeladen, alle Mitarbeiter und Gäste sitzen gemeinsam am Tisch und genießen das besondere Mahl aus Suppe, einem Stück gebratenen Fisch, süßem Schmalzgebäck und Fladenbrot dazu, für unsere Gaumen eine ungewohnte Mischung. Wir genießen die Festtagsstimmung. Am Nachmittag besuchen wir den Rummelplatz, ein Volksfest ähnlich unserem nur ohne Bier und auch ohne Bänke. Die Frauen und Kinder sind herausgeputzt mit den schönsten bunten Kleiden und sitzen schwatzend am Boden.
Voller neuer Eindrücke starten wir ausgeruht am nächsten Tag mit der Behandlung der Patienten. Wir sehen Krankheiten, die äußerst selten sind, wir operieren viel, nebenbei weisen wir Burhan, unseren jungen Bewerber und den ehemaligen Schüler Said, den Cleaner, in die wichtigsten Hygienemaßnahmen ein. Zwei Tage später ist auch die dringend notwendige Assistentin gefunden, Yagfi. An der Anmeldung unterstützt uns erstmal Ali, er hat Semesterferien.
Jeden Morgen sammeln wir das neue Team erstmal um uns. Besonders Professor Dammer mit seiner natürlichen Autorität weist auf die Fehler hin im Praxisablauf und fordert vehement Konzentration und Achtsamkeit bei der Einhaltung der Hygieneregeln und bei der Dokumentation. Diese morgentliche Teambesprechung und das Learning by Doing den ganzen Tag fordert uns und formt auf intensivste Art das neue Team. Die großen chirurgischen Eingriffe im Mund‐Kiefer‐Gesichtsbereich nimmt Professor
Dammer vor, ich zeige Burhan, wie man Füllungen legt, lerne Yagfi die professionelle Zahnreinigung.
Es ist ein ständiges Miteinander, ein Ausstauch der Rollen, wir arbeiten Hand in Hand. Vor der Türe die Traube der wartenden Patienten, wir vergeben Nummern. Ein Delegierter des Gesundheitsamtes schaut zu und stellt sich als große Hilfe heraus zum Beschaffen vorhandener Krankenakten und Röntgenbilder der Patienten. Immer wieder müssen wir die wartenden Patienten hinausbitten, es geht zu wie im Taubenschlag.
Schnell merken wir, daß Burhan sehr engagiert ist und auch begabt. So ist die oberste Priorität ihm möglichst viel beizubringen. Am Ende haben wir ca. 100 Patienten behandelt, zum Teil große kieferchirurgische Eingriffe vorgenommen. Burhan bekommt einen Arbeitsvertrag, Yagfi wird zur Probe angestellt. Hygienerichtlinien haben wir gelehrt, ebenso die Wartung und Reinigung der Gerätschaften. Und die digitiale Dokumentation. Die Daten werden in eine Exceltabelle, die dankenswerterweise Prof. Bock im Januar entwickelt hat, eingegeben und uns regelmäßig per Email nach Deutschland geschickt. Das ist für mich wie ein Wunder!
Mit Burhan bin ich regelmäßig in Kontakt, am vergangenen Sonntag haben wir eine Stunde telefoniert und alle Probleme besprochen. Er ist glücklich über seine Anstellung und engagiert sich sehr. Er erzählte, der Ruf der dental clinic würde sich verbreiten und immer mehr Patienten kämen. Sogar abends behandelt er noch Schmerzfälle.
Die Verbrauchsmaterialen müssen wir bei unserm nächsten Besuch im Januar wieder auffüllen. Voller Hoffnung reisen wir ab, es gibt so viel zu tun hier und doch, wir sind einen großen Schritt weitergekommen. Gleichzeitig zu unserem Besuch ist unsere Bundeskanzlerin in Westafrika auf Staatsbesuch. Entwicklungshilfe, so sagt sie, kann nur nachhaltig
funktionieren mit den Bausteinen Bildung, Gesundheit und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Genau das machen wir!
Ich bin glücklich und dankbar, ein Teil des Projektes von Connecting zu sein. Durch die viele Vorarbeit des Vereins, insbesondere von Josef Gold und Beate Raschid, wurde die ganze Infrastruktur, von der das Doctorhaus profitiert, aufgebaut. Am Wichtigsten jedoch ist das Vertrauen der Menschen in Pemba in uns. Es macht mir große Freude teilzuhaben an der Verbindung der Kontinente und Teil des Ganzen zu sein!
Dr.Mimi Blien
Zahnärztin
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